

Denkst Du, der bewusste Teil Deines Gehirns steuert Deine Handlungen?
BewusstseinNew Science 4. Juli 2016 DENKE-ANDERS-BLOG

Denkst Du, dass Deine bewussten, führenden Gedanken für Deine Handlungen verantwortlich sind?
Denke nochmal!
In einem provokanten neuen Papier im “Behavioral and Brain Sciences”, kam ein Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Dr. Ezequiel Morsella (Foto) von der “San Francisco State University” zu einem überraschenden Schluss:
“Unser Tagesbewusstsein ist nichts weiter, als eine passive Maschine, die einen einfachen Algorithmus führt – um zu dienen, was bereits entschieden worden ist, und Kredit für diese Entscheidung nimmt.”
Anstatt eines “weisen Leiters”, ist es nur ein winziger Teil dessen, was im Gehirn passiert, der uns “bewusst” macht. Die eigentliche Arbeit geht weit unter die Haube – in den unterbewussten Geist.
Die “Passive Frame-Theory” (Passive-Rahmen-Theorie), wie Morsella es nennt, basiert auf jahrzehntelangen experimentell-beobachteten Daten, wie Menschen wahrnehmen und motorische Reaktionen z.B. auf Gerüche generieren. Es geht nicht um die Wahrnehmung (Ich rieche ein Stinktier), sondern um die Reaktion (Ich laufe davon). Um den Schlüssel zu knacken, wie unser Tagesbewusstsein im Gehirn operiert, muss rückwärts von einer beobachtbaren, physikalischen Aktion gearbeitet werden, erklärt Morsella in seinem Papier.
Morsella ist sich sicher, dass das Studium über grundlegendes Bewusstsein – das Bewusstsein für eine Farbe, einen Drang, einen stechenden Schmerz – das ist, was zu einem Durchbruch führen wird.
“Wenn eine Kreatur eine Erfahrung jeglicher Art hat – etwas, wie es ist, diese Kreatur zu sein – dann ist es diese Form des eigenen Bewusstseins. Es muss nicht auf hohem Niveau, oder typisch für das menschliche Verhalten sein.” – berichtete Morsella
Die “Passive-Rahmen-Theorie” besagt: Fast alle Entscheidungen und Gedanken, die im Laufe des Tages gemacht werden müssen, werden durch viele Teile des unbewussten Gehirns ganz unter unserem Niveau des Tagesbewusstseins durchgeführt.
Wenn die Zeit kommt, physisch auf eine Entscheidung zu handeln, liefern verschiedene “unbewusste Prozesse” ihre Meinungen an einem zentralen “Hub”, so als ob sich die Wähler im Rathaus versammeln. Dieser “Hub” hört aber nicht die Gespräche, sondern bietet einen Rahmen in dem die unterschiedlichen Teilnehmer interagieren können, um eine Entscheidung für das Endergebnis zu treffen. Sobald das Unbewusste über diesen “Hub” eine Entscheidung trifft, wie physisch zu handeln bzw. zu reagieren ist, schaltet der “Hub” dieses Ergebnis zum Tagesbewusstsein durch, und dieses gratuliert sich selbst für die Lösung eines schwierigen Problems.
In gewisser Weise ist der unbewusste Geist wie eine Gruppe von mehr oder weniger talentierten Ghostwritern, die an einem Drehbuch für einen gefeierten Drehbuchautor arbeiten.
Wenn alles reibungslos klappt, dann übergeben sie das Drehbuch an den Autor für die nächste Stufe. Sollte auf der einen Seite ein Konflikt entstehen, also sollten sich unterschiedliche Ideen für die Geschichte entwickeln, dann erreichen ihre Argumente das Ohr des Drehbuchautors, der sich des Problems bewusst wird, aber dennoch sitzen bleibt und auf die Autoren wartet. Sobald das geschieht, gibt der Drehbuchautor das Script aus der Hand, und erhält dafür sämtliche Gratifikationen.
Ähnlich wie beim Drehbuchautor, debattiert das Bewusstsein in unseren Köpfen nicht, um etwas zu lösen, lediglich der Schalter muss auf “on” sein, um das Endergebnis zu legen. Somit ist es wichtig, es nimmt aber nicht aktiv an der Entscheidungsfindung teil.
Die Macht unseres unbewussten Geistes beschränkt sich nicht nur auf grundlegende Körperfunktionen!
Morsella spricht von einer Sprache (auf hohem Niveau, komplex und vielleicht sogar von unverwechselbaren menschlichen Fähigkeiten) als ein anderes Produkt des Unbewussten.
Wenn wir sprechen, dann sind wir uns nur über ein paar Worte zu einer Zeit bewusst, und das ist nur deshalb so, dass wir die Muskeln um den Mund und der Zunge richten können, um diese Worte zu bilden. Was wir sagen, wird unter der Haube vorgeschrieben; und wir mit unserem Tagesbewusstsein folgen einfach nur dem Script!!
Morsella räumt ein, seine Theorie sei unkonventionell und schwer zu akzeptieren. Dennoch bekommen wir ein deutliches Bild (Gefühl) und Anhaltspunkte, auf welche Teile von uns wir unser Bewusstsein zur Kontrolle der eigenen Gedanken richten können.
Das System ist weniger allwissend und zweckmäßig, als wir denken!
– DENKE-ANDERS-BLOG –
Ref.: news.sfsu.edu | journals.cambridge.org